Gewaltschutz in MV

Die fünf in MV arbeitenden Gewaltschutzeinrichtungen der AWO schlagen Alarm.

©SVZ / 09. Oktober: Erweiterte Aufgabenbereiche aber keine bessere Finanzierung lassen das Unterstützungsmodell von Gewaltschutzzentren des ganzen Bundeslandes wackeln.

Beratungen für Betroffene von Stalking und häuslicher Gewalt werden in jedem Jahr mehr und sorgen für Kopfzerbrechen bei der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Mecklenburg-Vorpommern. Die fünf in MV arbeitenden Gewaltschutzeinrichtungen der AWO schlagen Alarm.

Mit der großen öffentlichen Diskussion in der Bevölkerung über sexualisierte Gewalt wird das Thema immer weniger zum Tabu-Thema. Dies führe zu mehr Selbstmeldungen von Frauen, die Opfer von Stalking oder jeglicher Form von häuslicher Gewalt werden. Im Jahr 2022 wurde vom Bund die Definition von häuslicher Gewalt weiter gefasst, was zu mehr Arbeit für die AWO führe. „Wir erachten diese Erweiterung als sinnvoll“, wie AWO -Fachbereichsleiter Steffen Marquardt sagt. Das Problem sei allerdings, dass die AWO mehr Arbeit bei gleichbleibender Finanzierung und Personal leisten müsse.

In Schwerin seien es im Jahr 2006 etwa 275 Fälle gewesen, die bearbeitet werden mussten. Die Zahl an Fällen habe sich laut dem Geschäftsführer der AWO in Schwerin, Axel Mielke, bis ins Jahr 2022 verdreifacht. Er rechne allerdings im Jahr 2023 mit über 1000 Fällen von häuslicher Gewalt alleine in Schwerin. Es sei gut, dass immer mehr Menschen Hilfe von der Gewaltschutzstelle bekommen, die Zahl des Personals durch fehlende Finanzierung vom Land Mecklenburg-Vorpommern bleibt aber aus.

„Wir bekommen immer mehr Aufgaben, die mit dem verfügbaren Personal nicht zu stemmen sind.“

Es fehlen Stellen in ganz MV. Die Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt und Stalking der AWO in Schwerin ist auch für den Bereich von Ludwigslust und Parchim zuständig. Der große Bereich ist momentan komplett unterbesetzt, wie Marquardt erzählt. „Momentan fehlen alleine für Schwerin zwei Vollzeitstellen“.

Zu den Aufgaben gehöre auch nicht nur die Arbeit mit den Betroffenen von häuslicher Gewalt. Die Aufgabenbereiche der Mitarbeitenden sind sehr vielseitig: Schulungen bei der Polizei, Öffentlichkeitsarbeit, politische Arbeit sowie Vernetzungsarbeit mit Frauenhäusern und anderen Gewaltschutzeinrichtungen. Dies sei allerdings zeitlich kaum noch zu bewältigen, so Marquardt.

„Es gibt schon Stellen, die nicht mehr besetzt werden können.“

Die Forderungen an die Landespolitik sind klar. Die benötigten Personalstellen in MV sind nicht nur für den Opferschutz wichtig, wie Marquardt klarstellt, auch um die ausgebildeten und kompetenten Mitarbeitenden zu halten, sei die Finanzierung von weiteren Personalstellen wichtig. Die Forderungen an die Landespolitik sind klar formuliert: Man müsse die Dramatik der Situation erkennen und die Finanzierung für die neuen Personalstellen in den Haushalt des Justizministeriums anpassen, so Mielke.

Ebenfalls brauche es in der Kinder und Jugendhilfe mehr Unterstützung und Feingefühl für die Betroffenen, wie Marquardt ergänzt. In Schwerin gäbe es momentan eine Stelle, die dringend Unterstützung brauche. Dieser Bereich müsse, so Marquardt, weiter ausgebaut und erweitert werden, um die Betroffenen weiterhin gut unterstützen zu können. Dies ginge nur durch finanzielle Hilfen.

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