BabySignal in der Familienbildungsstätte

Daaje Menneken bringt Eltern Zeichensprache bei

SVZ/ Viktoria Kravtschenko: Mit Babys schon vor ersten Worten sprechen

Baby-Gebärdenkurs in Schwerin: Daaje Menneken bringt Eltern Zeichensprache bei

Die Gruppe versammelt sich in den Räumlichkeiten der Familienbildungsstätte der AWO in Schwerin. Die sechs Teilnehmer und ihre Babys kommen in ruhiger Atmosphäre an, während Daaje Menneken sich auf den Kurs vorbereitet. Mit einem Lächeln auf den Lippen klatscht sie schließlich in die Hände: „Wollen wir loslegen?“, fragt die Physiotherapeutin, die in Schwerin auch als „FitMami“ bekannt ist, die Gruppe und macht Musik an.
Bisher sieht alles nach einem ganz normalen Eltern-Kind-Kurs aus, wie es diese in unzähligen Varianten in ganz Deutschland gibt. Doch sobald die Musik aufhört, offenbart sich die Besonderheit des Kurses: Daaje Menneken hebt die Hand, spreizt die Finger auseinander und schließt sie. „Aus“, sagt sie anschließend laut und deutlich.
Die anderen Eltern wiederholen die Geste und sprechen ihr nach. Die Babys schauen scheinbar interessiert zu, während die Erwachsenen die Geste erneut zeigen. Bei dem Kurs handelt es sich um ein speziell entwickeltes Konzept für Eltern und Kinder, das sich „BabySignal“ nennt.
Die im „BabySignal“-Kurs gezeigten Gebärden und Spiele sind als Angebote und nicht als frühes Lernprogramm zu verstehen. Während des gesamten Kurses lernen die Eltern die Gebärden. Parallel dazu werden den Babys Sprache und Gebärden über Berührung, Lieder und Bewegung angeboten. Die Kursinhalte bauen aufeinander auf und sind jeweils in 6 Einheiten à 45 Minuten aufgeteilt.
„Gebärdende Kinder sind sehr viel früher in der Lage zu zeigen, was sie möchten. Sie nutzen Gebärden als Brücke, bevor sie beginnen, zu sprechen. Wenn ihnen das Sprechen leichter fällt, werden sie die Gebärden nicht mehr brauchen und sie wieder ablegen“, erklärt Daaje Menneken. Eltern erhalten durch Nutzung der Gebärdensprache schon früh einen Einblick in die Welt ihres Kindes.
Das Kind lernt sich mit den Gebärden auszudrücken, wenn es etwas sieht, hört oder erlebt. Auch das Bedürfnis, etwas haben zu wollen, kann durch die Gebärden an die Eltern signalisiert werden. Der Kontakt zum Baby kann auf diesem Weg schon früh intensiviert werden.
„Mir als Kursleiterin ist es wichtig, dass ich sowohl die Eltern als auch die Kinder abholen kann und zeigen kann, wie toll und auch einfach die Kommunikation mit Babys und Kleinkindern sein kann, wenn man diese mit Gebärden unterstützt. Ich möchte, dass so viele Eltern wie möglich ihren Kindern helfen, die Brücke, bis sie beim Sprechen ankommen, zu überwinden und diese mit Gebärden zu unterstützen“, sagt Daaje Menneken.
Wann Kinder anfangen zu gebärden ist sehr unterschiedlich. In einem Alter von 10 bis 14 Monaten fangen die Babys an Gebärden zu nutzen, wenn es ihnen regelmäßig gezeigt wird. Bevor ein Kind beginnt zu gebärden, unterstützen die Gebärden bereits, dass es die Bezugsperson besser versteht, da visuelle und akustische Reize zusammen genutzt werden. Im Gehirn werden so synaptische Verbindungen aufgebaut.
Die im Kurs gezeigten Gebärden sind alle alltagstauglich. So werden neben Gebärden wie „essen“, „nochmal“ oder „Musik“ auch viele Tiergebärden gezeigt. Diese in den Alltag zu integrieren ist jedoch gar nicht so einfach und muss durch regelmäßige Wiederholungen bewusst praktiziert werden. Auch wenn es anfangs etwas schwer ist, zu der gesprochenen Sprache auch Gebärden zu benutzen, merken die meisten Eltern nach einiger Zeit, dass es ihnen zunehmend leichter fällt.
„Es geht nicht darum, dass die Kinder Gebärden lernen und dann später anfangen zu sprechen. Nein, die Erfahrungswerte seit Gründung von BabySignal zeigen, dass viele Kinder, die mit ihren Bezugspersonen gebärden, sogar früher in der Sprachentwicklung sind“, erläutert die Kursleiterin.

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